Überwachung vs Überflutung

Seit geraumer Zeit ist die Rede von der allgegenwärtigen Überwachung des Individuums, sei es in Form des "Über-wachungsstaates" oder des "Überwachungskapitalismus".

Wenig erstaunlich ist daher, dass George Orwells Buch "1984" wieder in den obersten Rängen der Bestseller-Listen ange-kommen ist.

Medienforscher Neil Postman schrieb in der Einleitung seines 1985 erschienenen Buches "Wir amüsieren uns zu Tode" hin:

"... wir hatten vergessen, dass es neben Orwells düsterer Vision eine zweite gegeben hatte - ein wenig älter, nicht ganz so bekannt, ebenso beklemmend: Aldous Huxleys "Schöne neue Welt". Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht haben Orwell und Huxley keineswegs dasselbe prophezeit. Orwell warnte vor der Unterdrückung durch eine äußere Macht. In Huxleys Vision dagegen bedarf es keines Großen Bruders, um Menschen ihre Autonomie, ihre Einsichten und ihre Geschichten zu rauben. Er rechnete mit der Möglichkeit, dass die Menschen anfangen, ihre Unterdrückung zu lieben und die Technologien anzubeten, die ihre Denkfähigkeiten zunichte machten.

Orwell fürchtete diejenigen, die Bücher verbieten. Huxley befürchtete, dass es eines Tages keinen Grund mehr geben könnte, Bücher zu verbieten, weil keiner mehr da ist, der Bücher lesen will. Orwell fürchtete jene, die uns Informationen vorenthalten. Huxley fürchtete jene, die uns mit Informationen so sehr überhäufen, dass wir uns vor ihnen nur in Passivität und Selbstbespiegelung retten können. Orwell befürchtete, dass die Wahrheit vor uns verheimlicht werden könnte. Huxley befürchtete, dass die Wahrheit in einem Meer von Belanglosigkeiten untergehen könnte..."

Clickbait

"Clickbait" bezeichnet irreführende oder übertriebene Online-Inhalte, die durch sensationsheischende Überschriften oder Bilder darauf abzielen, die Neugier der Nutzer zu wecken und sie zum Anklicken des Links zu bewegen, oft zu Lasten der inhaltlichen Qualität oder Genauigkeit.

In der heutigen Welt der Informationsüberflutung stellt „Clickbait“ eine perfide Kunst der Ablenkung und Oberflächlichkeit dar. Es ist ein Symptom unserer Zeit, das den Geist von ernsthaftem Nachdenken und tiefgreifendem Verständnis abwendet und stattdessen auf flüchtige Vergnügungen und emotionale Reaktionen abzielt.

„Clickbait“ fördert eine Kultur des Sofortigen und Trivialen, in der wichtige Fragen und komplexes Denken durch den schnellen Nervenkitzel des Klickens ersetzt werden.

Die Medien, die einst als Hüter der Wahrheit galten, werden durch diese Praktiken korrumpiert, indem sie sensationalisierte und polarisierende Inhalte bevorzugen, um Aufmerksamkeit und Werbeeinnahmen zu generieren. Diese Entwicklung untergräbt die Fähigkeit des Individuums zum kritischen Denken und zur unabhängigen Urteilsbildung.

In einer von „Clickbait“ dominierten Welt ist es unabdingbar, unser kritisches Bewusstsein zu schärfen und uns nicht von oberflächlichen Reizen manipulieren zu lassen. Wir müssen nach Tiefe und Bedeutung streben und eine Kultur der Reflexion und des bewussten Denkens fördern. Nur so können wir hoffen, der Banalität zu entkommen und zu einer wahrhaft aufgeklärten Gesellschaft zu gelangen.

Soziale Medien

Soziale Medien markieren einen Meilenstein in der Aufmerksamkeitsökonomie, da sie eine Plattform bieten, die das menschliche Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung in bisher unerreichtem Ausmaß kapitalisiert.

Sie transformieren alltägliche Interaktionen in messbare Daten wie Likes und Shares, wodurch - selbst private - Aufmerksamkeit heute quantifizierbar und sogar monetarisierbar wird.

Diese Plattformen fördern die ständige Konkurrenz um Sichtbarkeit und beeinflussen so, wie Inhalte geschaffen und konsumiert werden.

Indem sie unser Verhalten in Echtzeit abbilden und verstärken, haben soziale Medien die Weise, wie Informationen verbreitet werden, grundlegend verändert.

Die ursprüngliche Verheißung sozialer Medien, die Gesellschaft einer virtuellen Idealvorstellung näher zu bringen, hat sich allerdings gewandelt.

Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram erleben eine Aushöhlung der Nutzererfahrung durch gestaffelte Abonnements, die Verbreitung von Hassrede und Fehlinformationen, den Verkauf von Privatsphäre als Luxus und die Bedrohung durch generative KI.

Das "soziale" Internet ist zu einer "Echo-Kammer" geworden und betrachtet Menschen im echten Leben nur noch in Marketingkategorien. Die heutige Online-Nutzererfahrung wird von immer mehr Nutzern als "geistig zermürbend" beschrieben.

Soziale Medien werden heute weniger von echter sozialer Verbindung angetrieben, als vom "Anschein sozialer Verbindung".

Menschliche Beziehungen haben gelitten und sind in ihrer Komplexität erheblich zurückgegangen, insbesondere da viele unserer Interaktionen heute auf Plattformen stattfinden, die auf Transaktionen ausgerichtet sind, die Aufmerksamkeit als Feedback geben. Dies hat auch dazu geführt, dass Menschen in der realen Welt zunehmend imagebewusst und identitätsorientiert agieren.

Der Ausweg?

In der Welt der sozialen Medien, wo Aufmerksamkeit zur Währung geworden ist, führt die ständige Jagd nach Likes, Shares und Followern oft zu einem erschöpfenden Wettrüsten um Sichtbarkeit und Anerkennung.

Diesem Wettrüsten und den negativen Auswirkungen dieser Plattformen kann man am einfachsten entgehen, indem man sich entscheidet, sich nicht auf das Spiel um Aufmerksamkeit einzulassen.

Menschen, die dem ständigen Bedürfnis, vernetzt zu sein, entwachsen, verlassen heutzutage Twitter (X), Instagram, Facebook, und Co in großer Zahl. Aber dies stellt insbesondere Millennials vor ganz neue Herausforderungen: Social-Media-Nutzer, die eine Welt ohne Social Media gar nicht kennen, wissen nicht wohin sie gehen sollen.



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